Mythos & Heilfrucht

Granatapfel – eine Gabe des Paradieses

Granatapfel – das klingt nach Paradies und Verlockung, orientalischen Düften und exotischem Aroma. Manche Historiker sehen im Granatapfelbaum den „Baum des Lebens“, der im Garten Eden die Unsterblichkeit verleiht. Der Granatapfel spielt im Alten Testament eine große Rolle und ist dort das Sinnbild für die Lebensfülle der Natur. Im Orient bedeutet der Granatapfel schlicht „die Frucht des Paradieses“.

Seine wunderschönen Blüten gelten als Symbol der Liebe, seine prallen Fruchtkammern mit dem saftig-exotischem, roten Fruchtfleisch verkörpern Sinnlichkeit, Fruchtbarkeit und vitale Kraft. Aredivi Sura Anahita, die iranische Göttin des Wassers und der Fruchtbarkeit, wird mit einer Granatapfelblüte vor ihren Brüsten dargestellt.

Auch die Götter der Griechen zählten Granatäpfel zu ihrer Lieblingsspeise. Die Speise der Götter (Ambrosia) galt als Geheimnis ihrer Unsterblichkeit. Die Göttin Aphrodite selbst soll den Granatapfel auf Zypern als Baum des Lebens gepflanzt haben. Aphrodite steht nicht nur für die Schönheit und den Frühling, sondern ist auch die Göttin der Liebe. In Rom war der Granatapfel in der Hand der Göttin Juno ein Symbol der Ehe. Der Baum wurde wegen seiner feuerroten Blüten als Sinnbild von Liebe, Ehe und Fruchtbarkeit gesehen. Bräute trugen einen Kranz aus blühenden Granatapfelzweigen.

In der Bildersprache des Hoheliedes Salomos erscheint der köstliche rote Saft des Granatapfels als der Nektar der Liebenden, der Duft seiner vielen Blüten ist der Inbegriff des erwachenden Frühlings. In einem Granatapfel-Hain wollen sich die Liebenden treffen. Der Granatapfel gilt als Symbol der göttlich-mystischen Liebe.

Im Christentum wurde der Granatapfel zum Symbol für die Reinheit und Jungfräulichkeit von Maria. Ab dem Mittelalter ist er als Reichsapfel ein Symbol der Herrschertugend und schmückt auch das Wappen von Ärzteschaften in ganz Europa.

In der mittelalterlichen Alchemie galt der Granatapfel als lebensverlängernde Frucht. Auch für die Vertreter der altchinesischen Alchemie war der rötliche Saft die „konzentrierte Seele“ und brachte Langlebigkeit.

Heilfrucht seit Jahrtausenden

Bereits im Paradies soll der Granatapfel eine bedeutende Rolle gespielt haben. Die biologische Einzigartigkeit des Granatapfels zeigt sich in der Tatsache, dass diese Pflanze keine direkten botanischen Verwandten hat.

Der Granatapfel und seine Bestandteile galten überall in seinen Anbaugebieten als beliebte Mittel der traditionell überlieferten Heilkunde. In der Volksmedizin der Anbaugebiete des Granatapfels werden alle Bestandteile, von den Früchten, Wurzeln über die Schale bis zu den Kernen, zur Behandlung von Krankheiten, Infektionen, Wunden und Entzündungen genutzt. Im Ayurveda wird der Granatapfel wegen seiner kühlenden (= Anti-Pitta = antientzündlichen) Wirkung geschätzt. Sein Saft gilt als Erfrischungsgetränk und Bluttonikum und hat eine adstringierende (reizmildernd, abdichtend), kühlende und durchblutungsfördernde Wirkung.

Die Granatapfelschalen werden von vielen Völkern eingesetzt gegen Durchfall, Geschwüre, Paradontose, Mundschleimhautentzündungen und Racheninfektionen. Die Rinde, Wurzeln und zum Teil auch die Schalen wurden gegen Darmparasiten, insbesondere Bandwürmer und Amöbenruhr verwendet. Die Blüten wurden in Persien zur Behandlung des Altersdiabetes eingesetzt. Die Wirksamkeit dieser Anwendungen ist heute wissenschaftlich nachgewiesen, wenn auch die Nachahmung (Rinde und Wurzel sind giftig) nicht immer empfehlenswert ist.

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