Qualität/Einnahme

Qualitätsunterschiede: Granatapfelprodukte weisen große Unterschiede in der Qualität und im Gehalt an wirksamen Polyphenolen auf. Dies betrifft nicht nur die Säfte (897 bis 4265 mg/l Polyphenole, Median 2288 mg/l nach Folin-Ciocalteu-Methode; Fischer-Zorn und Ara, 2007), sondern auch Granatapfelextrakte. Die meisten gegenwärtig erhältlichen Kapselprodukte unterscheiden sich qualitativ sehr stark. Zum Teil enthalten sie hohe Anteile an Pressrückständen (Schale) und werden durch Hitzetrocknungen hergestellt. Hohe Temperaturen im Herstellungsverfahren der Granatapfelpulver führen zu oxidierten und hochpolymeren Polyphenolen, die schlecht resorbierbar sind und deren Gesundheitswert fraglich ist. Eine braune Farbe des Pulvers weist auf solche kostensparenden Herstellungsverfahren hin. Im Labor erkennt man durch die Aufnahme eines Polyphenol- oder Anthocyan-Fingerprints eindeutig, ob die Inhaltsstoffe eines solchen Pulvers mit denen eines natürlichen Saftes aus dem Fruchtmark zu vergleichen sind. Die in den Studien häufiger verwendeten, echten Saftextrakte werden durch Gefriertrocknung hergestellt. Dabei handelt es sich um ein relativ aufwendiges Verfahren, bei dem bei tiefen Temperaturen und unter vermindertem Druck das Wasser entfernt wird. Der schonende Prozess gewährleistet im Gegensatz zur Hitzetrocknung den Erhalt der wertvollen Pflanzenstoffe. Bei der Gefriertrocknung entsteht ein Pulver, das eine große Oberfläche aufweist, wodurch es schnell löslich ist. Dies ist für den Resorptionsvorgang eine große Hilfe, denn nur die Substanzen, die in den Verdauungssäften in gelöster Form vorliegen, werden metabolisiert bzw. resorbiert.

Fermentierte Granatapfelpolyphenole scheinen besonders wirkungsvoll zu sein. Dies konnte in einer Reihe von Studien gezeigt werden, in denen insbesondere bei Brust- (Kim et al., 2002) und Prostatakrebs (Albrecht et al., 2004; Lansky et al., 2005a und b) sowie bei Leukämie (Kawaii und Lansky, 2004) Effekte nachgewiesen werden konnten.

Verfälschungen: Ein Problem bei Granatapfelsäften sind Verfälschungen: Getränke, die angeblich zu 100 % aus Granatapfelsaft bestehen, enthalten nicht selten zugesetzten Zucker oder Wasser, Farbstoffe und andere minderwertige Fruchtsäfte. Zudem gibt es Granatapfelextrakte, die mit zusätzlichen exogenen Polyphenolen versetzt sind und Produkte, die hauptsächlich aus unbekannten oder nicht identifizierten Ausgangsmaterialien hergestellt werden und wenig bis gar keine Granatapfelbestandteile enthalten. Das spart Produktionskosten. Eine aktuelle Studie des Botanical Adulterants Prevention Bulletin aus 2021 zeigt, dass der Prozentsatz der gemeldeten verfälschten Produkte zwar zurückgegangen ist, die in zwei neueren Untersuchungen festgestellte Verfälschungsrate (20 und 27 % der getesteten Produkte) jedoch weiterhin inakzeptabel hoch ist (Adulteration of Pomegranate Ingredients and Products). Beim Kauf eines Granatapfelsafts sollte daher auf namhafte Hersteller aus Deutschland mit langjähriger Erfahrung und geprüfter Qualität zurückgegriffen werden.

Fazit: Grenadinensirup schmeckt in Cocktails, aber hat keine gesunden Polyphenole. Mit dem geeigneten Polyphenolgehalt ist der Granatapfel in Form von hochwertigen Säften, hochkonzentrierten Elixier oder gefriergetrockneten, lebendfermentierten Pulver ein wertvoller Beitrag für die Gesundheit.

Einnahmemenge: Zur Gesunderhaltung dürfte die tägliche Aufnahme von 300 – 600 mg Polyphenolen (als Gallussäure-Äquivalent) ausreichen. Dies entspricht z. B. einem halben bis ganzen Glas hochwertigen Granatapfelsaftes bzw. 10-20 ml Granatapfel-Elixier.

Bei einer bestehenden Erkrankung sollte, wie in den Studien, mindestens 1 Glas/Tag (600 mg Polyphenole) getrunken werden, wobei fermentierte Polyphenole eine höhere Bioaktivtät aufweisen. Ob größere Mengen auch mehr bewirken, ist unklar. In der Prävention ist dies zu verneinen.

Einnahmedauer: In der Prävention von Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen sowie in der adjuvanten Ernährungstherapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist ein regelmäßiger Verzehr sinnvoll. Bei der adjuvanten Ernährungstherapie von Prostatakrebs haben sich in der Pantuck-Studie auch während eines mehrjährigen Beobachtungszeitraumes positive Wirkungen gezeigt. Da sich die Tumorbiologie im Laufe der Zeit, insbesondere auch unter Hormonblockade, verändert, können Wirkstoffe ihre krebshemmende Wirkung verlieren. Ob eine intermittierende Gabe dies verhindern kann, ist noch nicht untersucht worden. Sollte nach einigen Jahren Granatapfelverzehr der PSA-Wert plötzlich deutlich schneller ansteigen, sollten andere Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Wird durch Granatapfelsaft keine Wirkung erzielt, sind fermentierte, bioaktivere Granatapfelpolyphenole eine zweite Option. Präklinischen Studien zufolge weisen fermentierte Granatapfelpolyphenole eine deutlich höhere Bioaktivität gegenüber dem Saft auf.

TEAC-Wert: Ein hoher TEAC-Wert ist Hinweis darauf, dass der Saft seine antioxidativen Eigenschaften bewahrt hat.

Einnahmezeit: Die Bioverfügbarkeit von Polyphenolen ist am höchsten beim Verzehr separat von den Hauptmahlzeiten und von Milchprodukten (Manach et al., 2004).

Allergien: In der Literatur wird vereinzelt von allergischen Reaktionen auf Granatapfel berichtet.

Arzneimittelwechselwirkungen: Der sehr populäre Gesundheitstrank wird in den USA insbesondere von wohl hunderttausenden Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen und medikamentös behandelter Hypercholesterinämie konsumiert. Die Arzneimittelinteraktion dürfte daher sehr gering sein. Ansonsten wären inzwischen häufige Wechselwirkungen bei dem reichlichen Konsum bekannt geworden. Bisher wurde in der Literatur nur über drei fragliche Fälle von Wechselwirkungen berichtet. Dennoch sind bei genetischer Disposition oder Krankheitsgeschehen Arzneimittelinteraktionen z.B. mit Antiarrhythmika, Statinen, Kalziumkanalblockern, Immunsuppressiva, Cumarin-Gerinnungshemmern (Marcumar), Proteaseinhibitoren im Sinne einer Wirkungsverstärkung nicht auszuschließen. Im Zweifel ist eine einschleichende Dosierung empfehlenswert.

Resümee

Der Granatapfel hat sich in klinischen Studien als die wirkungsvollste und am besten untersuchte Frucht mit Wirkungen bei chronischen Entzündungsprozessen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs erwiesen. Auch im Dschungel der vielfältigen Ernährungsempfehlungen beim Prostatakarzinom ist der Granatapfel die Frucht mit der besten Studienevidenz. Neuste Forschungsergebnisse zeigen interessante Perspektiven bezüglich des hormonrefraktären Prostatakarzinoms auf. Der Granatapfel bildet möglicherweise eine sinnvolle, synergistische Ergänzung zu Standardtherapien. Selbstverständlich rechtfertigt die Studienlage nicht, den Granatapfel als echtes Arzneimittel oder als Ersatz für die klassischen Therapieformen zu sehen. Jedoch können diese sinn- und wirkungsvoll ergänzt werden. Auch zur Vorbeugung insbesondere von Prostata- und Brustkrebs scheinen Granatapfelsaft-Polyphenole sehr gut geeignet. Sicher kann der Granatapfel keine gesunde Lebensweise und ausgewogene, pflanzenreiche Ernährung als die wichtigsten Schutzfaktoren vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ersetzen, doch gilt er wohl mit Recht seit Jahrtausenden als ein wahres Lebenselixier.

Der Leitsatz von Hippokrates „Eure Lebensmittel sollen Eure Heilmittel sein!“ basiert auf einem tiefen Naturverständnis und bewahrheitet sich immer mehr in der Ernährungsforschung. Naturheilmittel erhalten die natürliche Zusammensetzung und die Synergie der Inhaltsstoffe. Verschiedene Forschergruppen wiesen nach, dass es im Granatapfel nicht um einzelne chemische Verbindungen (wie Ellagsäure oder Punicalagin) geht, sondern vielmehr um das Zusammenspiel und die gegenseitige Verstärkung (Synergie) der Gesamtheit der Inhaltsstoffe. Der Genuss des Granatapfels ist mit einer gewissen Mühe verbunden, wie jeder feststellen kann, der sich schon einmal eine Frucht gekauft hat. Um die unterschiedlichen Qualitäten selbst beurteilen zu können, probieren Sie einfach einen vollreifen Granatapfel und vergleichen Sie seinen Geschmack und seine Farbe mit dem gekauften Produkt. Ein guter Saft ist  tiefrot, vollfruchtig, süß, leicht sauer und etwas herb. Der pelzige, herbe Geschmack ist ein Hinweis auf den Wirkstoffgehalt. (Mehr dazu unter: Qualität/Einnahme)

Die besonderen Wirkungen des Saftes und der lebendfermentierten Granatapfel-Polyphenole, die sich in den Studien zeigten, sind nach der gegenwärtigen Studienlage nicht auf bestimmte chemische Verbindungen oder viele gängige Granatapfelextrakte übertragbar. Ebenso wenig sinnvoll ist es, einen Granatapfelsaft mit unbekanntem Polyphenolgehalt zu verwenden, da eine ausreichende Konzentration der Polyphenole Voraussetzung für eine zuverlässige Wirkung ist.

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