Granatapfel hemmt Prostatakrebs Teil 1
Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die in Obst und Gemüse enthaltene Symphonie natürlicher Pflanzenstoffe vor Krebs schützt. Der Granatapfel gilt hier als Spitzenkandidat, da er sich nicht nur präklinisch, sondern auch in einer klinischen Studie mit Prostatakrebspatienten sehr gut bewährt hat.
Im Dschungel der Ernährungsempfehlungen und widersprüchlichen Studienergebnissen für Prostatakrebs ist der Granatapfel die Frucht mit der besten Studienevidenz.
Granatapfel-Polyphenole gegen Prostatakrebs
Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass die in Obst und Gemüse enthaltene Symphonie natürlicher Pflanzenstoffe vor Krebs schützt. Der Granatapfel gilt hier als Spitzenkandidat, da er sich nicht nur präklinisch, sondern auch in drei klinischen Studien mit Prostatakrebspatienten gut bewährt hat. Prostatakrebs ist mit 25 % aller auftretenden Tumoren die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland – vor Darm- und Lungenkrebs. Für ihr Wachstum sind die meisten Prostatakarzinome auf Androgene (wie Testosteron und vor allem Dihydrotestosteron) angewiesen. Daher zählt die Hormonentzugstherapie insbesondere bei fortgeschrittenen Tumoren neben Bestrahlung und Operation zur Standardbehandlung.
Das typische Prostatakarzinom ist ein langsam wachsendes Alterskarzinom. Abhängig von der Aggressivität des Tumors können viele Betroffene sich zunächst für eine aktive Überwachung („active surveillance“) bzw. für ein Zuwarten bis zum Auftreten erster Symptome („watchful waiting“) entscheiden. Daher ist es besonders wichtig, die Zeit zur Metastasierung zu verlängern, damit der Patient möglichst lange eine hohe Lebensqualität genießen kann und nicht an, sondern mit seinem Prostatakrebs verstirbt. Aber auch Männer mit PSA-Rezidiven (erneuter Anstieg des PSA-Werts) nach Primärtherapie (Bestrahlung, OP) möchten häufig ihren Gesundheitszustand aktiv durch Veränderungen ihrer Lebens- und Ernährungsweise verbessern. Hier bieten regelmäßige Bewegung und eine pflanzenbetonte Ernährung einen vielversprechenden Ansatz.
Granatapfel-Polyphenole zeigten in zahlreichen in vitro-, in vivo- und klinischen Studien eine überzeugende Hemmung der Krebsentstehung, des Wachstums und der Metastasierung. Hierfür verantwortlich ist das natürliche Zusammenspiel der antientzündlichen, antioxidativen, anti-östrogenen Polyphenole, die Einfluss auf das Immunsystem, das Epigenom und die Zellsignalwege nehmen. Dabei finden keine Veränderungen der Androgen- oder Östrogen-Spiegel statt.
Im Jahr 2009 wurden die eindrucksvollen sechsjährigen Langzeiteffekte der ersten Studie mit Prostatakrebs-Patienten nach einer erfolglosen Primärtherapie publiziert: Durch die Einnahme von 570 mg Granatapfel-Polyphenolen (als Saft aus Konzentrat) wurde eine Verlängerung der PSA-Verdopplungszeit von durchschnittlich 15,4 auf 60 Monate erreicht (Pantuck et al., 2006 und 2009). Der PSA-Wert ist ein wichtiger Verlaufsmarker bei Prostatakrebs: Je langsamer der PSA-Wert (Prostataspezifisches Antigen) nach einer Therapie wieder ansteigt, desto länger ist normalerweise die Lebenserwartung.
Eine Studie von der John-Hopkins-Universität konnte erneut die Wirksamkeit von Granatapfel-Polyphenolen bei Prostatakrebs bestätigen. In der doppelblinden randomisierten Studie wurde 104 Prostatakrebs-Patienten nach erfolgloser Primärtherapie Granatapfel-Extrakt verabreicht und der PSA-Verdopplungszeitraum beobachtet. Die Studienteilnehmer waren im Schnitt 74,5 Jahre alt und hatten einen Prostatakrebs von mittlerer Aggressivität (Gleason-Score 7). Die tägliche Aufnahme von Granatapfel-Extrakt über 6 Monate bewirkte eine Verlängerung der mittleren PSA-Verdopplungszeit von 11,9 auf 18,5 Monate. Bei 43 % der Studienteilnehmer konnte diese Zeitspanne im Vergleich zum Ausgangswert zu Beginn der Studie verdoppelt werden, bei 13 % wurden fallende PSA-Werte festgestellt (Paller et al., 2013). Täglich wurden 600 mg Granatapfel-Polyphenole (nach Folin-Ciocalteu als Gallussäure-Äquivalent) in Form eines Granatapfel-Extrakts eingenommen.
In einer randomisierten Doppelblind-Studie mit 203 Prostatakrebspatienten wurde über sechs Monate die Wirksamkeit von polyphenolreichen Extrakten aus Granatapfel, grünem Tee, Brokkoli und Gelbwurz (Kurkuma) überprüft. Während sich im Median der PSA-Wert in der Polyphenol-Gruppe nach sechs Monaten durchschnittlich um nur 14,7 % erhöhte, waren es in der Placebo-Gruppe ganze 78,5 %. Am Ende der Studie konnten in der Polyphenol-Gruppe 61 Studienteilnehmer (46 %) einen stabilen oder sogar geringeren PSA-Wert aufweisen, während dies in der Placebo-Gruppe bei lediglich 9 Personen (14 %) der Fall war. In der Polyphenol-Gruppe konnten 114 Studienteilnehmer (92,6 %) das bisherige Verfahren fortführen (active surveillance bzw. watchful waiting), während das nur auf 38 Teilnehmer (74 %) der Placebo-Gruppe zutraf. Nebenwirkungen traten keine auf – ein beachtlicher Unterschied innerhalb von nur 6 Monaten (Thomas et al., 2013).
Eine Doppelblind-Studie aus der Schweiz zeigt, wie wichtig der Polyphenolgehalt des Granatapfelsaftes und die Art des Prostatakarzinoms sind. Das verwendete Getränk mit 27,5 % Granatapfelsaft enthielt laut unserem Test bei der Universität Hohenheim tatsächlich nur 0,1 mg/ml Punicalagin. Demnach wurden in der Studie für 4 Wochen 500 ml des Getränks mit 138 ml Granatapfelsaft, 50 mg Punicalagin und 50 g Zucker verabreicht. Angesichts der geringen Wirkstoffmenge und der kurzen Zeit überrascht es, dass dennoch drei Patienten in der Verum-Gruppe einen PSA-Abfall von über ≥30% erfuhren, während nur ein Patient in der Placebo-Gruppe einen PSA-Abfall hatte (Stenner-Liewen et al., 2013). Es überrascht umso mehr, dass in den nächsten 4 Wochen nur noch die Hälfte der Dosierung verwendet wurde und man damit eine sicher nicht mehr wirksame Dosis verabreichte. Die Studie konnte dann auch über die gesamte Zeit von 8 Wochen keine statistisch signifikante Wirkung mehr nachweisen. Dies dürfte einerseits am Studiengetränk mit geringem Granatapfel-Polyphenol- und Punicalagin-Gehalt gelegen haben, andererseits aber auch an der Art des Prostatakarzinoms. Die 98 Patienten litten überwiegend an einem fortgeschrittenen, hormonrefraktären (trotz Hormonentzugstherapie weiter fortschreitenden) Prostatakrebs. Bei dieser Art von Prostatakrebs wurde bereits als großer Erfolg erachtet, dass Chemotherapie eine Lebensverlängerung von etwa 3 Monaten bewirken kann. Wer polyphenolarme Granatapfelsäfte oder -getränke zu sich nimmt, nimmt nur wenig Wirkstoffe, dafür aber reichlich Zucker auf, was bei Krebs ungünstig ist. Wer Wert auf einen hohen Punicalagin-Gehalt legt, nimmt pro ml – verglichen mit dem in der Studie verwendeten Getränk – mit Dr. Jacob’s Granaforte die über 300-fache Menge an Punicalagin A und B auf – laut unserem Test, der von der Universität Hohenheim durchgeführt wurde. >> Mehr Infos zum Test
Forschungsergebnisse zeigen interessante Perspektiven bezüglich des hormonrefraktären Prostatakarzinoms auf (Überblick: Jacob und Klippel, 2008). Eine bedeutsame Wirkung von Granatapfel-Polyphenolen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs ist auch die Hemmung der Metastasierung und Tumorgefäßneubildung. Noch wenig erforscht, aber interessant ist auch die Wirkung von Granatapfel-Polyphenolen als Chelatoren potentiell toxischer Metalle wie z. B. Kupfer, die gebunden und damit unschädlich gemacht werden. Granatapfel-Polyphenole bilden möglicherweise eine sinnvolle, synergistische Ergänzung zu Standardtherapien wie Chemo- und Strahlentherapie sowie Hormonentzugstherapie. Sie besitzen die Fähigkeit, die Expression des Androgenrezeptors und androgensynthetisierender Enzyme herabzuregulieren, sodass an den Krebszellen weniger Andockstellen für Testosteron gebildet werden und gleichzeitig die Neubildung von Testosteron reduziert wird. Darüber hinaus fördern Granatapfel-Polyphenole bei Proteinkinasen eine Phosphorylierungshemmung und in Krebszellen die Apoptose (programmierter Zelltod) insbesondere über eine NF-kappaB-Aktivierungshemmung. Daher könnte eine Kombination mit der Hormonentzugstherapie sehr interessante Synergie-Effekte bewirken und die Bildung von Resistenzen verzögern. Eine Bewährung in der klinischen Praxis steht indes noch aus. Die Effekte von Polyphenolen in Bezug auf den PSA-Wert sind bei einem lokalisierten, low risk-Prostatakrebs natürlich deutlich ausgeprägter als bei einem aggressiven, fortgeschrittenen Prostatakarzinom, das sogar mit Chemotherapien schwer beherrschbar ist.
Durch die vielseitigen Wirkungen von Granatapfel-Polyphenolen gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes ergibt sich auch eine Möglichkeit, dem unter Hormonentzugstherapie erhöhten Risiko für diese Erkrankungen entgegenzuwirken.
(Wer sich umfassend informieren möchte, welche evidenzbasierten Maßnahmen gegen Prostatakrebs jeder Betroffene selbst ergreifen kann, dem sei Prostatakrebs-Kompass: Prävention und komplementäre Therapie mit der richtigen Ernährungs- und Lebensweise von Dr. med. Jacob empfohlen.)
Granatapfel-Polyphenole können über verschiedene Mechanismen nicht nur Einfluss auf die Entstehung von Prostatakrebs, sondern auch von gutartigen Prostatavergrößerungen und Erektionsstörungen nehmen. Erektionsstörungen sind eine häufige Nebenwirkung der Krebsbehandlung. Die folgende Abbildung fasst die möglichen Mechanismen zusammen.
Potentiell modulatorische Effekte von Granatapfel-Extrakten auf zentrale biologische Prozesse, die eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Erektionsstörungen, gutartigen Prostatavergrößerungen und Prostatakrebs spielen (verändert nach: Kroeger et al., 2013).
Granatapfel-Wirkstoffe können laut zahlreichen vorklinischen Studien auch andere Krebsarten wie Darm-, Haut-, Blut-, Lungen- und Brustkrebs günstig beeinflussen: So belegt die Studie von Dai et al. (2010) die Wirkung eines Granatapfelextraktes gegen Brustkrebs-Stammzellen. Durch die Behandlung mit dem Extrakt konnte das weitere Wachstum der Zellen gehemmt und die Apoptose ausgelöst werden.
In ihrer fermentierten Form können Granatapfel-Polyphenole noch besser wirken. Die verbesserte Wirksamkeit von fermentierten Granatapfel-Polyphenolen wurde in präklinischen Studien bei Leukämiezellen (Kawaii und Lansky, 2004) sowie Prostatakrebs (Albrecht et al., 2004; Lansky et al., 2005a und b) und Brustkrebs (Kim et al., 2002) nachgewiesen. Im Vergleich zum normalen Granatapfelsaft zeigte der fermentierte Saft die doppelte wachstumshemmende Wirkung auf hormonabhängige und -unabhängige Brustkrebszellen (Kim et al., 2002). Fermentierte Granatapfel-Polyphenole können auch das Schlüsselenzym der Östrogensynthese, die Aromatase, blockieren und so die Östrogenbildung im Fettgewebe senken. Dabei wirken sie anti-östrogen auf den Östrogenrezeptor alpha.
Nach einer Studie von Kawaii und Lansky (2004) führten fermentierte Granatapfelsaft-Polyphenole bei HL-60-Leukämiezellen zur Redifferenzierung (Rückgängigmachen der Zellentartung) oder Apoptose. Der reine Frischsaft wies dagegen nur eine geringe redifferenzierende Wirkung auf.
Der Grund für diese Ergebnisse könnte die individuell unterschiedliche Verstoffwechselung der Hauptpolyphenole im Granatapfel, der Punicalagine, sein. In der Regel (bei sogenannten „Respondern“) werden diese von Darmbakterien zunächst in Ellagsäure gespalten, die dann weiter zu den sogenannten Urolithinen abgebaut wird. Im Blut findet man nur Ellagsäure und Urolithine, jedoch kein Punicalagin (Heber, 2011). Allerdings gibt es neben Personen, bei denen auch ohne die Einnahme von Granatapfelprodukten Urolithine im Blut nachgewiesen werden können („Producer“), auch Menschen, bei denen die Granatapfeleinnahme nicht zum Auftreten von Urolithinen im Blut führt („Non-Responder“) (Li et al., 2015). Diesen fehlt offensichtlich die passende Darmflora für den Abbau der Punicalagine, sodass auch qualitativ hochwertige Granatapfelsäfte nicht vollständig verwertet werden können. Bei der Fermentation werden die Granatapfel-Polyphenole durch ausgewählte Mikroorganismen vorverdaut und können daher ihre Wirkung besser entfalten.
Neben einer großen Anzahl positiver präklinischer Studien bewährte sich die Prostatafrucht bereits bei Prostatakrebspatienten, die nach einer Primärtherapie (Bestrahlung, OP) wieder ein Fortschreiten der Krebserkrankung hatten: Sie konnten ihren PSA-Wert wesentlich länger stabil halten. Der PSA-Wert ist ein wichtiger Verlaufsmarker bei Prostatakrebs: Je langsamer der PSA-Wert nach einer Therapie ansteigt, desto länger ist normalerweise die Lebenserwartung. In dieser Studie an 48 Patienten mit Prostatakrebs verlängerte Granatapfelsaft den Zeitraum, in dem sich der Wert des Prostata spezifischen Antigens (PSA) verdoppelte, um 39 Monate – die fast vierfache Zeit (Pantuck et al., 2006).
Alle Patienten der Studie hatten noch keine Hormontherapie durchgeführt und trotz vorheriger Operation oder Bestrahlung wieder steigende PSA-Werte, was auf ein Fortschreiten der Krankheit hinweist. Während im Vorfeld der Studie die durchschnittliche PSA-Verdoppelungszeit der Patienten bei 15 Monaten lag, verlängerte in der Studie der tägliche Konsum von 240 ml Granatapfelsaft (aus Konzentrat, 570 mg Polyphenole pro Portion) die Spanne auf 54 Monate, berichtete im Juli 2006 das Team um Allan Pantuck von der University of California in Los Angeles im Journal „Clinical Cancer Research“. „Dies sei zwar keine Heilung, der Saft habe aber offenbar großen Einfluss auf das Tumorwachstum“, betont Studienleiter Pantuck. Keiner der Studienteilnehmer entwickelte eine Metastasierung in der langen Studienzeit von 33 Monaten. Das Serum der Patienten, auf Prostatakrebszellen aufgetragen, reduzierte das Zellwachstum um 12% und erhöhte deren Apoptose (programmierter Zelltod) um 17%. Das Getränk schlug bei über 80 Prozent der Studien-Teilnehmer an. Eine reine Maskierung des PSA-Werts, also dass die Granatapfel Inhaltsstoffe das Prostataspezifische Antigen neutralisieren, ist sehr unwahrscheinlich: Denn bei gesunden Männern ohne Prostatakrebs hatte Granatapfelsaft keinen Einfluss auf den PSA-Wert. Die Studie wird in einer großen, randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie unter Beteiligung des National Cancer Instituts fortgesetzt.
Die Medical Tribune berichtete über die sechsjährigen Langzeitergebnisse dieser klinischen Studie mit Granatapfelsaft, die auf der Jahrestagung der American Urological Association (AUA) vorgestellt wurden (1). Bei den Patienten, die konsequent mitmachten, verlängerte sich in der sechsjährigen Nachbeobachtungsphase die PSA-Verdopplungszeit von durchschnittlich 15,4 Monaten auf 60 Monate. Der mittlere PSA-Anstieg sank um 60 %. Damit lagen die Werte deutlich günstiger als bei Männern, die zwischenzeitlich aus der Studie ausgeschieden waren. Die Ergebnisse legen nahe, dass Granatapfelsaft das Fortschreiten eines erfolglos behandelten Prostatakarzinoms effektiv verzögern kann, so das Resümee von Dr. Christopher Amling, Sprecher der AUA. Er hofft, dass sich zukünftig auch Hinweise auf eine vorbeugende Wirkung des Getränks finden lassen. Die Studie wird übrigens zur Zeit in verschiedenen Krebszentren in den USA unter Beteiligung des National Cancer Instituts als Phase-3-Studie fortgeführt.
Eine Studie von Paller et al. (2013) konnte erneut die Wirksamkeit von Granatapfel-Antioxidantien bei Prostatakrebs erneut bestätigen. In der doppelblinden und randomisierten Studie wurden 104 Prostatakrebspatienten nach erfolgloser Primärtherapie (PSA-Rezidiv) mit Granatapfel-Extrakt behandelt und ebenfalls der PSA-Verdopplungszeitraum beobachtet. Die Teilnehmer hatten alle Prostatakrebs von mittlerer Aggressivität mit Gleason-Score 7. Durch die tägliche Aufnahme von Granatapfel-Extrakt über sechs Monate konnte der Verdopplungszeitraum des PSA-Wertes von 11,9 auf 18,5 Monate verlängert werden. Bei 50 % der Teilnehmer konnte diese Zeitspanne im Vergleich zum Ausgangswert zu Beginn der Studie sogar verdoppelt werden.
In der Studie von Thomas et al. (2013) wurde in einer doppelblinden, randomisierten Studie mit 203 Prostatakrebspatienten über einen Zeitraum von sechs Monaten entweder polyphenolreiche Extrakte aus Granatapfel, grünem Tee, Brokkoli und Gelbwurz oder ein Placebo verabreicht. 59 % der Studienteilnehmer befanden sich zum Zeitpunkt der Studie unter aktiver Überwachung (active surveillance), 41 % hatten bereits eine Resektion hinter sich und erneut erhöhte PSA-Werte zu verzeichnen (watchful waiting). Während sich im Median der PSA-Wert in der Verum-Gruppe nach sechs Monaten durchschnittlich um nur 14,7 % erhöhte, waren es in der Placebo-Gruppe ganze 78,5 %. Am Ende der Studie konnten in der Verum-Gruppe 61 Studienteilnehmer (46 %) einen stabilen oder sogar geringeren PSA-Wert aufweisen, während dies in der Placebo-Gruppe bei lediglich 9 Personen (14 %) der Fall war. Diese Ergebnisse spiegeln auch wider, wie nach Beendigung der Studie weiter mit dem Prostatakarzinom verfahren wurde. In der Verum-Gruppe konnten 114 Studienteilnehmer (92,6 %) das bisherige Verfahren fortführen (active surveillance bzw. watchful waiting), während das nur auf 38 Teilnehmer (74 %) der Placebo-Gruppe zutraf. Nebenwirkungen traten keine auf.
Von der Wirkung der Granatapfel-Polyphenole scheint nicht jeder Mensch gleichermaßen zu profitieren. Dies lässt sich nicht allein durch die Art des Tumors erklären, sondern ist auch auf individuelle Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der Granatapfel-Polyphenole zurückzuführen.
Die für die Wirkung wichtigen Granatapfel-Polyphenole liegen in der Frucht sowie im Saft überwiegend an Zuckermoleküle gebunden vor. Um resorbiert zu werden und ihre Wirkung zu entfalten, müssen diese Zuckerbindungen gespalten werden. Die mengenmäßig im Granatapfel besonders wichtigen Ellagitannine sind schwer resorbierbar (Seeram et al., 2006) und müssen erst durch Bakterien im Dickdarm enzymatisch zerlegt werden. Die dabei gebildeten Verbindungen sind viel leichter resorbierbarer und an der krebshemmenden Wirkung des Granatapfels beteiligt, wie Untersuchungen an Brustkrebs- und Prostatakarzinomzellen gezeigt haben (Larrosa et al., 2006; Seeram et al., 2007).
Die enzymatische Verstoffwechselung der Ellagitannine ist individuell verschieden und wird in erster Linie auf die individuelle Zusammensetzung der Dickdarmflora zurückgeführt (Cerdá et al., 2004 und 2005). Die individuelle Enzymausstattung sowie die Stoffwechselaktivität der Dickdarmflora haben also einen direkten und entscheidenden Einfluss auf die biologische Wirkung des Granatapfels. Je schwächer das Verdauungssystem, die enzymatische Ausstattung und das Darmmikrobiom sind, desto wichtiger ist die Vorfermentation von Lebensmitteln, weil dadurch bereits außerhalb des Körpers die Pflanzenstoffe aufgeschlossen und bioverfügbarer gemacht werden. Denn letztlich zählt nicht was man isst, sondern was auch tatsächlich aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden kann.
Bei der Lebendfermentation wirken besondere probiotische Mikroorganismen mit ihrem natürlichen Enzymspektrum auf die Granatapfelsaft-Polyphenole ein und können so die enzymatische Umwandlung der schwer resorbierbaren Granatapfel-Polyphenole zu bioverfügbaren und bioaktiven Substanzen bewirken. Zudem werden bei der Fermentation neue Wirkstoffe, Enzyme, Vitamine, organische Säuren sowie Aromastoffe gebildet. Ein Plus für Diabetiker: Durch die Fermentation werden auch die freien Zucker des Granatapfelmarks abgebaut, wodurch der Zuckergehalt extrem absinkt.
Fermentierte Granatapfelpolyphenole scheinen besonders wirkungsvoll zu sein. In Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Forscherteams (Albrecht et al., 2004; Lansky et al., 2005a und b) konnte der israelische Arzt und Wissenschaftler Dr. Ephraim Lansky nachweisen, dass fermentierte Granatapfel-Polyphenole in Prostatakrebszellkulturen die Krebsausbreitung um bis zu 90 % verringerten. Die Wirkung erfolgt bei hormonsensitiven (LNCaP) und hormon¬refraktären (DU-145, PC-3) Prostatakarzinomzellen. Auch in vivo hemmten fermentierte Granatapfel-Polyphenole signifikant das Wachstum von hormonrefraktären PC-3-Prostata¬karzinomzellen (Albrecht et al., 2004). Dies konnte in einer Reihe von Studien gezeigt werden, in denen insbesondere bei Brust- (Kim et al., 2002) und Prostatakrebs (Albrecht et al., 2004; Lansky et al., 2005a und b) sowie bei Leukämie (Kawaii und Lansky, 2004) Effekte nachgewiesen werden konnten.
Das hormonrefraktäre Prostatakarzinom stellt ein großes therapeutisches Problem dar und gilt als unheilbar. Neuste Forschungsergebnisse, die ältere Studien bestätigen, zeigen, dass der Granatapfel den besonderen Überlebensstrategien der aggressiven, hormonrefraktären Prostatakrebszellen entgegenwirkt. Eine bedeutsame Wirkung von Granatapfel-Polyphenolen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs ist auch die Hemmung der Metastasierung und Tumorgefäßneubildung. Die präklinische Studienlage zeigt, dass Granatapfel-Polyphenole eine sinnvolle Ergänzung zur Hormonentzugstherapie sein können und auch im hormonrefraktären Stadium wirksam sind. Keine Heilung, aber ein möglicher Zugewinn an wertvoller Lebenszeit.
Granatapfelsaft-Polyphenole können wahrscheinlich auch durch spezifische antientzündliche Mechanismen (Aktivierungshemmung von NF-kappaB) die Wirksamkeit von Chemo- und Strahlentherapie erhöhen. Gleichzeitig können die antioxidativen Inhaltsstoffe des Granatapfels wohl auch die Nebenwirkungen der konventionellen Therapien reduzieren.
Eine Doppelblind-Studie aus der Schweiz (Stenner-Liewen et al., 2013) zeigt, welche Bedeutung der Polyphenolgehalt von Granatapfelsaft und die Art des Prostatakarzinoms für die Studienergebnisse haben.
In dieser Studie wurde ein Mischgetränk aus 27,5 % Granatapfelsaft, anderen Fruchtsäften, Agavendicksaft und Weißteeauszug verwendet. Dass es sich nicht um reinen Granatapfelsaft handelte, wird erst bei genauem Lesen der Studie klar. In der Zusammenfassung (abstract) und im Text der Studie wird das Getränk fälschlicherweise als Granatapfelsaft („pomegranate juice“) bezeichnet und nicht korrekterweise als Granatapfelsaft-haltiges Getränk.
Der Polyphenolgehalt des Mischgetränks betrug nach Angaben der Studie 2294 mg/l (nach Folin-Ciocalteu als Gallussäure-Äquivalent). Obwohl das Getränk im Rahmen der Studie nicht klar analytisch definiert wurde, wird der falsche Eindruck einer Polyphenolmenge erweckt, die früheren Granatapfelsaft-Studien entspricht. Es wird nicht klargestellt, dass von den täglich verabreichten 500 ml nur 138 ml Granatapfelsaft waren. Auch der Anteil an Polyphenolen aus Granatapfel wird nicht angegeben. Zwar werden die für den Granatapfel charakteristischen Polyphenole wie Ellagsäure und Punicalagin genannt, ihr Gehalt im Testgetränk wurde im Rahmen der Studie aber nicht ermittelt.
Externe Untersuchungen konnten die Angaben der Studie zum Gesamtpolyphenolgehalt des verwendeten Mischgetränks, das europaweit verkauft wird, nicht bestätigen. Stattdessen wurde ein 38-48 % niedrigerer Wert festgestellt. Nach den Ergebnissen einer Analyse einer spanischen Universität enthielt das Getränk statt der angegeben 2294 mg/l nur 1420 mg/l Gesamtpolyphenole. In einer Analyse der Universität Hohenheim wurden lediglich 1200 mg/l Gesamtpolyphenole und nur 100 mg/l des typischen Granatapfel-Polyphenols Punicalagin gemessen. Der Anteil an Polyphenolen aus dem Granatapfel war demnach gering; die tatsächlich aufgenommene Menge an Granatapfel-Polyphenolen bleibt unklar.
In der Studie wurden 4 Wochen lang täglich 500 ml des Mischgetränks verabreicht. Dies entspricht 138 ml Granatapfelsaft mit insgesamt 50 mg Punicalagin und insgesamt 50 g Zucker. In Anbetracht der geringen Wirkstoffmenge und des kurzen Zeitraums ist es erstaunlich, dass dennoch drei Patienten in der Versuchsgruppe einen PSA-Abfall von über 30% erfuhren, während dies in der Placebo-Gruppe nur bei einem Patient der Fall war. In den folgenden 4 Wochen wurde überraschenderweise die Dosis um die Hälfte reduziert, was einem Granatapfel-Polyphenolgehalt entspricht, von dem man keinerlei Wirkung mehr erwarten kann. Auch die Placebogruppe entfiel und beide Gruppen erhielten 250 ml des Getränks mit 69 ml Granatapfelsaft.
Die in der schweizerischen Studie verwendeten Dosierungen sind nicht mit den Studien von Pantuck et al. (2006, 2009) und Paller et al. (2013) vergleichbar. Dennoch wird ein direkter Vergleich vollzogen und der Eindruck erweckt, es sei eine doppelt so hohe Polyphenol-Dosis wie bei Pantuck et al. (2006) eingesetzt worden. Die bisherigen Studien liefen im Gegensatz zu der schweizerischen Studie auch nicht nur über 1-2 Monate, sondern über Jahre. Sie konzentrierten sich zudem nicht auf einen absoluten Abfall des PSA-Wertes bei hormonrefraktärem Krebs, sondern auf die PSA-Verdoppelungszeit bei lokalisiertem Prostatakrebs nach PSA-Rezidiv.
Die Autoren der schweizerischen Studie schließen aus ihren Studienergebnissen mit einem Fruchtnektar mit 27,5 % Granatapfelsaft: „Der Konsum von Granatapfelsaft als adjuvante Intervention bei Männern mit fortgeschrittenem Prostatakrebs ergibt keinen signifikanten PSA-Abfall im Vergleich zu Placebo.“
Das beschriebene Ergebnis ist zum einen vermutlich auf den geringen Granatapfel-Polyphenol- und Punicalagin-Gehalt des verwendeten Mischgetränks zurückzuführen. Polyphenolarme Granatapfelsäfte oder -getränke enthalten nur geringe Mengen an Wirkstoffen, bringen jedoch eine hohe Zuckeraufnahme mit sich, was bei Krebs eher ungünstig zu bewerten ist.
Zum anderen unterschieden sich die Patienten dieser Studie deutlich von denen bisheriger klinischer Studien mit lokalisiertem Prostatakrebs: Die Mehrheit der Patienten in der schweizerischen Studie litt an einem fortgeschrittenen, hormonrefraktären Prostatakrebs. Die Hälfte hatte einen Gleason Score von mindestens 8. Der PSA-Wert lag im Median bei 19,7 ng/ml und war somit als hoch einzuordnen. Bei einem hormonrefraktären Prostatakrebs ist ein absoluter PSA-Abfall schwer erreichbar. Diese Art von Prostatakrebs ist sehr schwer therapierbar, so dass bereits eine Lebensverlängerung von etwa drei Monaten nach Chemotherapie als Erfolg gilt.
Doppelblind-Studien sind zwar Goldstandard in der Wissenschaft und weitere Doppelblind-Studien mit Granatapfel-Polyphenolen bei Prostatakrebs sehr wichtig. Die schweizerische Studie mit einem Mischgetränk mit lediglich 27,5 % Granatapfelsaft führt jedoch leider zu mehr Verwirrung als Klarheit.
Granatapfel-Polyphenole gegen Prostatakrebs
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung des Mannes und oft ein langsam wachsendes Alterskarzinom. Aus US-Studien ist bekannt, dass 60 bis 70% der älteren Männer mit einem Prostatakarzinom, jedoch nur 3% an einem Prostatakarzinom versterben. Von den urologischen Fachverbänden in Europa und den USA werden daher auch konservative Vorgehensweisen wie watchful waiting („Beobachten und Abwarten“) oder active surveillance (aktives Beobachten) als sinnvoll anerkannt. Während sich bei jüngeren Patienten ein kurativer Ansatz (OP, Bestrahlung) als erfolgreicher erwiesen, stellt das kontrollierte Abwarten insbesondere für ältere Patienten (ab ca. 75 Jahren) eine vollwertige Therapiemöglichkeit dar. Die Zeit zwischen der Diagnose und dem Auftreten von Symptomen ist meist lang, und die 10-Jahres-Überlebensrate liegt mit immerhin 85% nur wenig niedriger als nach der radikalen Prostataentfernung durch OP.
Durch sinnvolle Ernährungsmaßnahmen (Granatapfel, Grüntee, Lykopin aus Tomatenmark, Soja, Selen, Vitamin E, wenig Fleisch, viel Gemüse, Obst, Pflanzenkost, Fisch, Bewegung, Entspannung) dürften sich die Ergebnisse eines „kontrollierten Abwartens“ weiter verbessern lassen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Fortschreiten der Krankheit durch solche Maßnahmen um mindestens 2 Jahre verzögert wird (Frattaroli et al., 2008).
Die Patienten, die sich für die Methode des „active surveillance“ entscheiden, wägen Nebenwirkungen und Nutzen einer frühzeitigen, invasiven Therapie (OP, Bestrahlung) ab. Durch „active surveillance“ unter Aufsicht eines Arztes können immer noch rechtzeitig kurative Schritte unternommen werden, wenn diese aufgrund eines Fortschreitens der Krankheit nötig werden sollten. Nicht nur Niedrig-Risiko-Karzinom -Patienten (“low risk”), die sich für „active surveillance“ (aktives Beobachten) entschieden haben, sondern auch Männer mit PSA-Rezidiven nach Primärtherapie haben häufig einen starken Willen, ihren Gesundheitszustand aktiv durch Veränderungen ihrer Lebens- und Ernährungsweise zu verbessern.
Fazit
Die besonderen Polyphenole des Granatapfelmarks hemmen hormonabhängige Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs, aber auch Lungen-, Darm- sowie Hautkrebs. Auch zur Vorbeugung insbesondere von Prostata- und Brustkrebs scheinen Granatapfelsaft-Polyphenole sehr gut geeignet. Die Bioaktivität ist am höchsten in der fermentierten Form. Die Studienlage rechtfertigt nicht, den Granatapfel als Arzneimittel oder als Ersatz für die klassischen Therapieformen zu sehen. Jedoch können diese von der Ernährungsseite sinn- und wirkungsvoll ergänzt werden – mit positiven Effekten auf Herz und Gefäße.
Im September 2008 erschien in der Deutschen Zeitschrift für Onkologie ein umfassender Artikel der Mediziner L.M. Jacob und Prof. K.F. Klippel (Urologe und Präsident der Gesellschaft für biologische Krebsabwehr) über die Wirkungsweise von Granatapfel-Polyphenolen gegen das Prostatakarzinom. Als wohl erster Arzt in Deutschland hat sich Jacob seit 2003 mit dem Thema Granatapfelpolyphenole intensiv befasst und im Rahmen seiner Dissertation neue Wirkungsmechanismen entdeckt. Der Artikel wird im Folgenden vereinfacht zusammenfasst und enthält viele wichtige medizinische Zusatz-Informationen und Studienverweise.
Wirkung auf andere Krebsarten
Die moderne Heilfrucht vermag auch andere Krebsarten wie Darm-,Haut-, Blut-, Lungen- und Brustkrebs günstig zu beeinflussen. Ein internationales Forscherteam (Kim et al., 2002a) fand heraus, dass fermentierte Granatapfelsaft-Polyphenole Brustkrebs vorbeugen und die Therapie von Brustkrebs unterstützen können. Denn sie hemmen die krebsfördernde Wirkung und die Bildung körpereigenen Östrogens. Bei (ER+) Brustkrebszellen führten fermentierte Granatapfelsaft-Polyphenole zu einer Wachstumshemmung von 80 %, ohne eine negative Wirkung auf normale Zellen zu zeigen. Dabei zeigten die fermentierten Granatapfelsaft-Polyphenole die doppelte Wirksamkeit wie der frische Saft.
Aus einer Studie von Lansky und Kawaii (2004) ging hervor, welche hervorragenden Eigenschaften fermentierte Granatapfel-Polyphenole noch besitzen: Leukämiezellenkonnten sich mit ihrer Hilfe wieder zu gesunden Zellen zurückbilden (Redifferenzierung) oder wurden in den programmierten Selbstmord (Apoptose) getrieben. Zudem verhindern sie die Schaffung neuer Blutgefäße (Neoangiogenese), was dem Tumor seine Ausbreitung sehr erschwert. Schalenextrakte erwiesen sich hingegen hier als wirkungslos (Toi et al., 2003). Weitere Studien zeigen Wirkungen gegen Darm- und Hautkrebszellen.
In zwei Studien aus dem Jahr 2007 reduzierte der gefriergetrocknete Granatapfelsaft bei Mäusen mit Lungenkrebs die Tumormasse um 62% (nach 140 Tagen) und 66% (nach 240 Tagen) im Vergleich zur Kontrollgruppe. An humanen Lungenkrebszellen wurden ähnliche Effekte festgestellt, wobei gesunde Zellen nicht beeinträchtigt wurden.