Wirkstoffe

Besondere Inhaltsstoffe und Bioverfügbarkeit

 Zu den sekundären Pflanzenstoffen des Granatapfels gehören organische Säuren (vor allem Citronensäure) und einen besonders hohen Gehalt an Zucker-Polyphenol-Komplexen auf. Zu den Polyphenolen des Granatapfels zählen Phenolcarbonsäuren (Ellagsäure, Gallussäure, Kaffeesäure, Chlorogensäure), Ellagitannine (wie Punicalagin) und Flavonoide (wie Catechin, Quercetin, Rutin, Kaempferol, Luteolin sowie sechs Anthocyane).

Polyphenole - darauf kommt es wirklich an

In der Frucht sowie im Saft liegen die Polyphenole überwiegend an Zuckermoleküle gebunden vor. Um resorbiert zu werden und ihre Wirkung zu entfalten, müssen diese Zuckerbindungen gespalten und die großen Moleküle zu kleineren abgebaut werden. Die mengenmäßig im Granatapfel besonders wichtigen Ellagitannine (hochmolekulare Ellagsäurepolymere) müssen erst enzymatisch zerlegt werden. Hierbei kommt es vor allem auf Fermentationsprozesse durch die Dickdarmflora an (Cerdá et al., 2004; Cerdá et al., 2005). Hier gibt es sehr große Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen, wie Bioverfügbarkeitstudien und klinische Studien zeigen, die von der individuellen Beschaffenheit der Dickdarmflora abhängen. Anscheinend kann nicht jeder Mensch gleichermaßen von den gesundheitsfördernden Wirkungen des Granatapfelsafts profitieren.

Die gesundheitsfördernden Wirkungen des Granatapfels beruhen auf dem ganzheitlichen Zusammenspiel der Pflanzenstoffe, allen voran der Polyphenole, in ausreichend hoher Konzentration. Polyphenole wirken antioxidativ, antientzündlich und krebshemmend.

In präklinischen und in klinischen Studien bewies der Granatapfel seine Wirkung gegen freie Radikale, Entzündungsprozesse sowie Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen. Die besonderen gesundheitlichen Wirkungen des Granatapfels beruhen auf dem ganzheitlichen Zusammenspiel dieser Pflanzenstoffe, insbesondere der Polyphenole aus dem Fruchtmark, in ausreichend hoher Konzentration. Granatapfelprodukte weisen große Unterschiede in der Qualität und im Gehalt an wirksamen Polyphenolen auf. Dies betrifft nicht nur die Säfte (897 bis 4265 mg/l Polyphenole, Median 2288 mg/l; Fischer-Zorn und Ara, 2007), sondern auch Granatapfelextrakte, wo die Polyphenole aufgrund der Hitzetrocknung häufig in hochpolymerisierter, oxidierter, weniger bioverfügbarer Form vorliegen. Vorzuziehen sind schonende Trocknungsverfahren wie die Gefriertrocknung. Empfehlenswert sind etwa 500 bis 600 mg Granatapfelsaft-Polyphenole am Tag (ca. 1 Glas), wobei fermentierte Polyphenole eine höhere Bioaktivtät aufweisen sollen.

Lebendfermentierte Granatapfel-Polyphenole sind bioaktiver

Seit Jahrtausenden werden Fermentationsprozesse genutzt, um Lebensmittel verträglicher, haltbarer und genießbarer zu machen. Nebenbei treten außergewöhnliche gesundheitsförderliche Wirkungen auf. Ein Beispiel hierfür ist das french paradox, wofür der Rotwein (= fermentierter Traubensaft) verantwortlich gemacht wird. Bei der Lebendfermentation wirken speziell ausgewählte probiotische Mikroorganismen mit ihrem natürlichen Enzymspektrum auf die Granatapfelsaft-Polyphenole ein und setzten diese frei. Auf diese Weise wird der natürliche Prozess im Dickdarm außerhalb des Körpers imitiert und die Granatapfelsaftpolyphenole quasi vorverdaut. Denn die probiotischen Mikroorganismen können die fehlende Stoffwechselleistung des Darmmikrobioms zum Teil ersetzten, indem sie die schwer resorbierbaren Granatapfelpolyphenole zu bioverfügbaren und bioaktiven Substanzen abbauen. Diese Mikroorganismen bauen zudem den fruchteigenen Zucker fast komplett ab – ein Plus für Diabetiker. Dass lebendfermentierte Granatapfelpolyphenole besonders wirkungsvoll sind, konnte in einer Reihe von Studien gezeigt werden, insbesondere gegen Brust- (Kim et al., 2002) und Prostatakrebs (Albrecht et al., 2004; Lansky et al., 2005a und b) sowie Leukämie (Kawai und Lansky, 2004).

In einer aktuellen Studie (Seeram et.al. 2008) wurde in 7 Testverfahren festgestellt, dass Granatapfelsaft die bisher herausragenden Antioxidantien wie Rotwein, Blaubeersaft, Acaisaft und Cranberrysaft bei weitem übertraf. Granatapfelsaft hat die 3- bis 4-fache antioxidative Kraft von Rotwein oder Grüntee.

Die Effekte, die bisher in vielen Studien mit unfermentiertem Granatapfelsaft und Granatapfelsaftkonzentrat festgestellt wurden, dürften für die besser bioverfügbaren fermentierten Granatapfelsaft-Polyphenole präklinischen Studien zufolge noch größer sein.

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